teamEs scheint ein wenig Verwirrung bei diesem Punkt zu herrschen. Sie können manchmal lesen, dass die Retrospektive eine Sache des Entwicklerteams und des Scrum Masters sei. Vom Product Owner wird da nicht gesprochen, also nimmt der auch nicht teil? Meiner persönlichen Meinung nach ist das Blödsinn. Der Product Owner gehört als aktiver Bestandteil unbedingt mit in die Retrospektive. Er ist Teil des Teams, und das gesamte Team diskutiert darüber, was gut und was schlecht läuft.

Manchmal treffe ich auch Product Owner, die als stiller Zuhörer an der Retrospektive teilnehmen und nur etwas sagen, wenn sie gefragt werden, weil sie meinen, dass vor allem das Entwicklungsteam darüber diskutieren sollte, wie die Sache verbessert werden kann, und der Scrum Master die ganze Geschichte moderiert.

In meinen Augen zeugt das von einem falschen Scrum-Verständnis. Sowohl Scrum Master als auch Product Owner sind Teil des Teams, das ein Produkt entwickelt. Der Product Owner hat lediglich eine besondere Rolle innerhalb des Teams. Ganz wichtig ist dabei auch das Selbstverständnis des PO. Er benimmt sich nicht wie ein Vorgesetzter, man diskutiert auf Augenhöhe miteinander, und wenn ein Entwickler Kritik äußert, dann spricht man darüber und sollte sich das zum Anlass nehmen, auch die eigene Arbeit kritisch zu hinterfragen.

Die Retrospektive gilt manchmal als Labermeeting, das man macht, damit alle Beteiligten sich wohlfühlen und ein wenig entspannen, und das keiner so recht ernst nimmt. Doch auch wenn wir uns um eine entspannte Atmosphäre bemühen, so ist die Retro echte Arbeit, in der wir Lösungen erarbeiten, um unsere Prozesse zu verbessern. Selbstverständlich nimmt der Product Owner auch dabei eine zentrale Position ein. In den ersten Retrospektiven, wenn ein Team neu zusammengesetzt wird, sollte z.B. die Frage, ob die Anforderungen für die Entwickler verständlich formuliert sind, ob die Abnahmekriterien dabei klar ersichtlich sind, oder ob die Kollegen die Anforderungen lieber anders aufbereitet hätten, unbedingt behandelt werden. Verbringt der Product Owner genug Zeit mit dem Team, oder ist es zu oft  zu schwer, Rückfragen zu stellen?

Zuerst einmal sollten sich alle Beteiligten darüber bewusst werden, dass Product Owner Scrum Master und Entwicklungsteam eine Einheit bilden, die nur dann gut funktioniert, wenn man sich gegenseitig respektiert und offen und ehrlich miteinander umgeht. Wenn das nicht der Fall ist, kann man sich jedes Modell der Agilen Softwareentwicklung auch komplett sparen, es ist dann nur klassisches Projektmanagement unter einem anderen Label. Wenn man sich jedoch gegenseitig respektiert und offen miteinander umgeht, dann kann man auch über alles miteinander sprechen. Dann muss der Entwickler nicht befürchten, dass ihn negative Folgen erwarten, wenn er anspricht, dass er eine Verbesserungsmöglichkeit in der Arbeit des Product Owners sieht.

Wie sollte man sonst vorgehen? Das Team diskutiert mit dem Scrum Master darüber, dass einige der Anforderungen des Product Owners unklar oder missverständlich formuliert sind. Einen Tag später spricht der Scrum Master unter vier Augen mit dem Product Owner darüber? Ein solches Vorgehen ist doch purer Blödsinn.

Eines bleibt dabei jedoch ganz wichtig: das ganze funktioniert nur, wenn der Product Owner sich selbst als Teil des Team sieht und mit Kritik an seiner Arbeit umzugehen weiß. Wenn ich mich als PO sofort persönlich angegriffen fühle und dementsprechend in eine Verteidigungshaltung wechsle, dann wird alles eher schlimmer als besser. Alle Beteiligten sind gefordert, sachlich miteinander zu sprechen. Man sollte zwar meinen, dass man das nicht immer wieder sagen müsse, aber leider sieht die Wahrheit doch anders aus. Diskussionen, in denen ein Problem besprochen und Kritik geäußert wird, kippen leider sehr schnell.

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