marblesWenn ein neues Team zusammengestellt wird, ist die Bestimmung des Scrum Masters ein kritischer Punkt. Bei einem eingespielten Team, in dem sich alle beteiligten Personen gut kennen, und Scrum im Unternehmen bereits gut eingeführt ist, kann das Team selbst ein Mitglied zum Scrum Master machen. Darin ist kein Problem zu sehen. Wird das Team jedoch neu zusammengestellt, müssen sich die verantwortlichen Personen darüber im klaren sein, dass es einige Zeit braucht, bis ein Team wirklich gut funktioniert. Dabei durchläuft es vier Phasen, in der modernen Zeit bezeichnet als Forming, Storming, Norming, Performing. Ganz knapp formuliert muss es sich zunächst kennenlernen und Konflikte ausräumen, bevor es in eine Phase der Normierung kommt, in der ein allgemein akzeptiertes Vorgehen definiert wird. Erst dann kann es sein gesamtes Potential ausschöpfen.

Warum ist aber die Wahl des geeigneten Scrum Masters so wichtig?

Es gehört weit mehr zu den Aufgaben des Scrum Masters, als drei Meetings in zwei Wochen zu moderieren. Ein ganz wichtiger Punkt ist es, das Team bei der Arbeit zu unterstützen. Dazu zählt auch, das Team dabei zu unterstützen, sich selbst zu finden. Er sollte in der Lage sein, Konflikte zu entschärfen, die sich auch auf menschlicher Ebene abspielen können. Er sollte in der Lage sein, aus mehreren Individuen ein Team zu formen. Wenn man der Sache genug Zeit lässt, geschieht das auch von selbst. Ein guter Scrum Master ist aber in der Lage, diesen Vorgang wesentlich zu beschleunigen. Wichtige Eigenschaften sind dabei Empathie, um zu verstehen, was die einzelnen Personen bewegt, und Gelassenheit, was auf den ersten Blick eigenartig zu sein scheint. Bei genauerer Betrachtung wird aber klar, wie wichtig diese Eigenschaft für den Scrum Master ist: In hektischen Situation, wenn ggf. auch die Emotionen hochkochen, muss der Scrum Master einen Ruhepol bilden, um den herum sich das Team gruppieren kann. Das Team muss ihm das Vertrauen entgegenbringen, in schwierigen Situationen das richtige Vorgehen identifizieren zu können. Dieses Vertrauen muss man sich verdienen. Das wird aber nur gelingen, indem der Scrum Master das, was er von den Teammitgliedern einfordert, selbst vorlebt und zum Beispiel wird. Er darf in keinem Fall die Fassung verlieren.

In einem frisch zusammengestellten Team sollte man den Zeitaufwand nicht unterschätzen, den es braucht, bis die maximale Produktivität erreicht wird. Zu Beginn sollte sich der Scrum Master immer wieder mit dem Team zusammensetzen, um in kleinen Einheiten erste Regeln für die Zusammenarbeit aufzustellen, wobei er stets darauf achten sollte, dass diese Regeln nicht von ihm selbst bestimmt, sondern vom Team definiert werden. In diesen Runden darf auch Raum für Dinge gelassen werden, die nicht konkret die Arbeit betreffen. Alle sollen sich kennenlernen. Man darf miteinander lachen und Witze machen, sollte das aber nicht zu stark forcieren. Der Scrum Master sollte jedoch darauf achten, dass am Ende jeder dieser kurzen Besprechungen mindestens ein konkretes Ergebnis steht, damit sie nicht zu reinen Spaßveranstaltungen mutieren. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, das morgendliche Stand-Up ein wenig zu verlängern. Auf diese Weise unterbricht man den Tag nicht ein weiteres mal.

In diesen Runden sollten auch offen die Dinge angesprochen werden, die aktuell noch nicht richtig funktioneren. Natürlich sind für diesen Zweck vor allem die Scrum Retrospektiven gedacht. In der Startphase eines Teams ist aber so viel zu beachten und zu lernen, dass man damit nicht immer zwei Wochen lang warten sollte.

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