stopSie können überall lesen, dass es eine der Hauptaufgaben des Scrum Masters sei, Hindernisse in der Entwicklung zu beseitigen. Ich muss allerdings immer wieder beobachten, dass scheinbar jeder etwas Anderes darunter versteht. Gelegentlich verbringt ein Scrum Master einen Großteil seiner Zeit damit, Dokumentationen für die Entwickler zu beschaffen oder den besten Preis für den dringend benötigten schnelleren Prozessor zu ermitteln.

»Ich kann nicht weiterarbeiten, wenn ich diese Dokumentation oder dieses Handbuch nicht bekomme. Das ist ein Hindernis.«

Mit Verlaub: das ist Blödsinn.

Es ist Aufgabe des Scrum Masters, Hindernisse im Prozess aufzudecken und zu beseitigen. Das bezieht sich nicht nur auf den Scrum Prozess als solches, sondern auf die gesamte Entwicklung. Das ist richtig, aber das ist bitte auch richtig zu verstehen. Wenn sich die Entwickler ständig darüber beschweren, dass sie Unterlagen benötigen, dann ist es nicht Aufgabe des Scrum Masters, diese zu beschaffen (auch wenn er das gelegentlich tun kann, wenn er nett ist – und er sollte durchaus nett sein), er sollte vielmehr hinterfragen, warum ständig Dinge fehlen und warum benötigte Hilfsmittel nicht bereits im Vorfeld besorgt bzw. zur Verfügung gestellt werden. Ein solcher Zustand ist ein Hindernis, er behindert das Entwicklungsteam bei der Arbeit, also muss sich daran etwas ändern.

In diesem Beispiel müsste der Scrum Master zunächst fragen, warum diese Dokumentation fehlt, wer sie hätte zur Verfügung stellen müssen und warum er das nicht getan hat. Sie merken schon, dass wir uns auch hier wieder den berühmten Five-Whys nähern. Danach überlegt sich der Scrum Master eine Lösung für das Problem, die es in seiner Gesamtheit angeht (was natürlich nicht bedeutet, dass sich in der Zwischenzeit niemand um die Doku für den armen Entwickler kümmert – ich schlage vor, dass er vielleicht auch einmal selbst den Telefonhörer in die Hand nimmt). Er kümmert sich also darum, dass die für eine Aufgabe benötigten Materialien rechtzeitig zur Verfügung gestellt werden und stellt gemeinsam mit dem Team auch regeln auf, wer sich wann darum zu kümmern hat, wobei diese Rolle durchaus auch dem Scrum Master zufallen kann.

Es ist nicht das Ziel des Scrum Masters, die Ausprägung eines Problems abzustellen (ähnlich einem Arzt, der die Symptome einer Krankheit behandelt), sondern nach den Ursachen zu forschen und diese abzustellen. Immer dann, wenn irgendjemand sagt, dass irgendetwas ihn in seiner Arbeit behindert, dann gibt es für die aktuelle Situation einen Grund. Viele davon sind systemisch.

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