Cartoon: Career Planning for Professionals

Wir haben schon viel darüber gehört, was man alles tun muss, um im Berufsleben »voranzukommen«, und die meisten dieser gutgemeinten Raschläge sind entweder wenig hilfreich oder sogar schädlich. Warum spricht eigentlich niemand über das Naheliegendste?

Ihr bemerkt wahrscheinlich, dass dieses Thema nur indirekt etwas mit Agilität oder Organisationsentwicklung zu tun hat. Ich werde in Zukunft den Fokus meines Blogs ein wenig ausweiten und mehr Dinge einbeziehen, die unser Berufsleben allgemein betreffen. Dahinter steckt ein eher ganzheitlicher Ansatz. Wenn wir unsere Organisation weiterentwickeln wollen, haben eine ganze Reihe von Randthemen, die wir beachten sollten, und dieses hier ist eines davon. Lest weiter, dann werdet Ihr verstehen, was ich meine.

Die meisten von uns (sicherlich nicht alle, aber dennoch viele), haben durchaus das Bestreben, sich in ihrem Job weiterzuentwickeln, mehr Verantwortung zu übernehmen und natürlich auch mehr Geld zu verdienen. Wir können ruhig ehrlich zueinander sein. Natürlich ist Geld eine Motivation. Was mich betrifft, kann ich nur sagen, dass ich ohne die Triebfeder Geld meine Tage gänzlich anders verbringen würde. Ich stehe dazu.

Dieser Wunsch nach Mehr in unserem Berufsleben (wovon auch immer) ist im Allgemeinen aber eher unbestimmt und vage. Er schwebt immer irgendwie mit, wir verfolgen ihn jedoch nicht konsequent. Wie viele von Euch haben eine konkrete Karriereplanung?

Das allein ist schon ziemlich eigenartig, oder? Wir wollen mehr, kümmern uns aber nicht darum. Und wenn wir uns darum kümmern, geht es meistens nach hinten los.

Warum?

Ich sage gern, dass viele Wege nach Rom führen, und dass man in vielen Bereichen nicht wirklich etwas »falsch« machen könnte. In Fragen der eigenen Entwicklung und der Karriere kommen wir so jedoch nicht weit.

Ein Beispiel? Bitte gern:

Wir haben alle schon gehört, dass man sich in seinem Berufsleben unentbehrlich machen müsse. In einem Umfeld, dass davon lebt, dass wir Wissen teilen, wird es uns nicht helfen, wenn wir eifersüchtig auf unseren Kenntnissen und Fähigkeiten sitzen. Wir werden dann immer wieder die Sonderaufgaben erledigen müssen, die kein anderer machen kann. Das bringt uns jedoch nicht weiter, weil es uns isoliert. Im schlimmsten Fall macht uns das sogar zum Sonderling – mindestens aber zum Arschloch des Teams.

Der Rat, sich aufgrund seiner Fähigkeiten unentbehrlich zu machen, ist also vollkommener Blödsinn.

Was führt denn zu einer Beförderung? Was führt dazu, dass Euer nächstes Gehaltsgespräch höchst zufriedenstellend verläuft?

Natürlich Auffallen. Warten hat noch niemandem geholfen. OK, es gibt hier und da ein Umfeld, in dem man nach x Jahren automatisch eine Stufe auf der Karriereleiter nach oben gespült wird, aber diese Organisationen sterben langsam aus. Auch im Öffentlichen Dienst wird inzwischen anders gedacht und anders vorgegangen. Derjenige bekommt mehr Kompetenzen, der zeigt, dass er damit umgehen kann, und der zeigt, dass er sie für die Organisation gewinnbringend einsetzen kann.

Hier findet Ihr eine Übersicht von Videos zu diesem und anderen Themen

»Gewinnbringend« bedeutet hier nicht zwingend ein monetärer Zusammenhang. Es bedeutet schlicht, dass jemand seine Kompetenzen zum Vorteil der Organisation einsetzt. Und hier sind wir schon beim Kernpunkt: zum Vorteil der Organisation – nicht zu seinem eigenen und nicht zu dem seines Teams.

Wir können auf mehrere Arten auffallen: Wir können in jedem Meeting der Lauteste sein. Das wird uns nicht helfen. Wie vielen von Euch fällt jetzt genau ein Kollege ein, der in jedem Meeting viel spricht, ohne viel zu sagen? Wenn wir etwas sagen, dann nur, wenn wir etwas zu sagen haben, ansonsten halten wir einfach die Klappe. Das mache ich auch. Es hilft ja niemandem, wenn wir Dinge wiederholen, die andere auch schon dreimal wiederholt haben.

Es hilft uns auch nicht – und der Gesamtorganisation auch nur bedingt – wenn wir immer nur der Kritiker sind, der in allem die Schwächen entdeckt. Auf der einen Seite ist das zwar der erste Schritt zu einer Verbesserung, auf der anderen Seite ist das jedoch auch negativ. Wir wären damit immer destruktiv und ein Verhinderer von Innovation. Das wird uns unfassbar beliebt machen, glaubt mir.

Auf das Aufdecken der Schwäche muss selbstverständlich auch ein Vorschlag folgen, wie man das besser machen könnte. Und auch das macht uns nicht wirklich beliebt. Niemand mag Klugscheißer. Wir kommen erst dann voran, wenn wir tatkräftig mit anpacken, um die Dinge besser zu machen, was wir natürlich nicht immer tun können, weil wir noch andere Dinge haben, die erledigt werden müssen, was bedeutet, dass wir uns nur in wenigen Themen einbringen können. Wenn wir das jedoch tun, dann richtig – nicht als Kritiker, nicht als Ratgeber, nicht als Klugscheißer oder Feedbackgeber, sondern als Teil der Lösung.

Beförderungen (als Synonym für alles, was wir als Fortschritt in unserer Karriere verstehen) werden überall nach ähnlichen Kriterien verteilt. All diesen Dingen ist gemein, dass es dabei immer um den Vorteil der Organisation geht. Wenn Ihr entscheiden müsstet, wem Ihr in Eurer Organisation mehr Kompetenzen geben würdet (außer Euch selbst): wer wäre das und warum? Wahrscheinlich würde Eure Wahl auf jemanden fallen, dessen Arbeit für viele einen Vorteil bringt. Diese Person ist sichtbar, sonst hättet Ihr sie nicht bemerkt, aber sie ist nicht aufdringlich, sonst würde sie Euch auf den Sack gehen, und hätte damit ganz bestimmt Eurer Meinung nach keine Beförderung verdient.

Wie sichtbar ist unser Engagement, und wer profitiert davon? Darauf läuft es hinaus.

Ich streite nicht ab, dass es noch Unternehmen gibt, die einem Haifischbecken gleichen, in denen man auch Karriere machen kann, indem man skrupellos vorgeht, aber auch die sterben langsam aus. Viel zu langsam, soweit es mich betrifft, aber es werden weniger, weil immer mehr Personen verstehen, dass dieser Wettkampf eher schädlich als nützlich ist. An dieser Thematik hängen viele Aspekte, vielleicht beschäftigen wir uns später einmal damit. Für heute soll uns genügen, dass eine Wettkampfsituation immer dazu führt, dass Motivationen egoistischer werden, und das ist eigentlich genau das, was eine Organisation nicht will.

Wir erkennen auch relativ schnell, wenn eine Person versucht, uns mit ihren Errungenschaften zu blenden, oder nicht? Tue Gutes und sprich darüber funktioniert nur dann, wenn auch wirklich Gutes getan wird. Das kippt schnell in Selbstdarstellung, wenn das Verhältnis von Kommunikation zu Erreichtem nicht passt.

Eine Organisation will in seiner Gesamtheit vorankommen. Deswegen fördert sie Personen, die sichtbar ebenfalls dieses Ziel verfolgen und dabei sogar unterstützen, also einen wertvollen Beitrag leisten. Organisationen erkennen im Allgemeinen, wenn jemand einen nutzbringenden Beitrag leistet. Diese Person wird gefragt, ob sie auch an anderen Themen mitwirken kann. Wenn ihr feststellt, dass Ihr gefragt werdet, dass Eure Unterstützung gesucht wird, dann seid Ihr, was das Karrierethema angeht, höchstwahrscheinlich auf einem guten Weg. Und das seid Ihr, weil Ihr den Nutzen für die Gesamtheit im Fokus hattet, also uneigennützig gehandelt habt.

Wer an wenigen Stellen konzentriert und sichtbar mitwirkt und treibt – und dabei einen Unterschied für die größere anstatt für die kleinere Einheit macht – nutzt seiner Organisation und damit schlussendlich auch sich selbst.

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich möchte nicht sagen, dass Karriere über allem steht und dass wir alle nach allem streben müssen. Viele unserer Kollegen machen ihren Job gern, und sie machen ihn genau dort, wo sie ihn machen wollen, und genau so, wie sie ihn machen wollen. Wer sich nicht verändern will, soll das auch nicht tun. Viele von Euch sind jedoch Rolleninhaber, und das seid ihr wahrscheinlich, weil Ihr mehr erreichen wollt. Und wenn Ihr noch mehr erreichen wollt, dann führt der Weg über den Nutzen für die Organisation. So schließt sich der Kreis zu den üblichen Themen, die wir sonst in diesem Blog betrachten.

Kernaussagen: Die Übernahme von mehr Kompetenzen durch eine Person richtet sich danach, welchen Nutzen sie für die größere Einheit in der Organisation stiftet. Somit ist Uneigennützigkeit der beste Antrieb für die persönliche Entwicklung.

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